Zahn erhalten statt ziehen

von | Mai 11, 2021 | Behandlungsmethoden, Vorsorge | 0 Kommentare

Der Besuch beim Zahnarzt zeigt: Der Nerv ist schon stark entzündet und eine Wurzelbehandlung notwendig, um den Zahn zu erhalten. Die moderne Zahnmedizin kann so auch in schwierigen Fällen die auslösenden Bakterien wirkungsvoll stoppen.

Am Anfang steht eine sorgfältige Diagnose. Der Zahnarzt erfragt die Vorgeschichte und untersucht das Gebiss sowie den betroffenen Zahn genau. Dabei führt er beispielsweise einen Kältetest durch. So kann der Zahnarzt sehen, ob die sogenannte Pulpa, bestehend aus Blutgefäßen und Nerven, noch intakt oder bereits abgestorben ist. Ein Röntgenbild gibt weiteren Aufschluss darüber, ob eine fortgeschrittene Karies die Ursache der Entzündung ist und wie weit sich diese schon auf den Kieferknochen ausgebreitet hat. Damit kann der Zahnarzt gleichzeitig erkennen, ob eine Wurzelkanalbehandlung notwendig, möglich und sinnvoll ist.

Wenn eine Wurzelbehandlung notwendig ist

Für eine erfolgreiche Wurzelbehandlung müssen Bakterien und abgestorbenes Gewebe entfernt und der Wurzelkanal gefüllt werden. Lebt die Pulpa noch, wird eine lokale Betäubung mit einer Spritze gesetzt. Ist die Pulpa bereits zerfallen, ist eine Betäubung manchmal gar nicht mehr notwendig.

In den meisten Fällen wird der betroffene Zahn über ein Spanngummi isoliert, damit über den Speichel keine neuen Bakterien eindringen können. Dann wird der Zahn bis zur Pulpa aufgebohrt, wo der Zahnarzt die feinen Wurzelkanaleingänge finden muss. Das ist oft nicht ganz einfach und erfordert viel Erfahrung. Damit sich die Entzündung nicht weiter ausbreiten kann, wird das gesamte Pulpagewebe bis zur Wurzelspitze entfernt. Hierzu setzt der Zahnarzt sehr feine Instrumente ein, die sehr flexibel sind. Um die Bakterien zu entfernen, reinigt er den Kanal auch mit antibakteriellen Lösungen. Röntgenaufnahmen kontrollieren, wie lang die Wurzelkanäle sind, ob alle ausreichend aufbereitet wurden und wie tief sie gefüllt werden müssen. Für die Wurzelfüllung wird heute meist Guttapercha, eine gummiartige Masse aus Palmsaft, in Kombination mit einem Versiegelungszement benutzt. Bis alle Wurzelkanäle sorgfältig präpariert sind und die Entzündung vollständig auskuriert ist, sind oft mehrere Sitzungen beim Zahnarzt notwendig. In der Zwischenzeit wird der Zahn mit einem antibakteriellen Medikament versorgt und provisorisch gefüllt. In der letzten Sitzung wird der Zahn dann endgültig abgefüllt.

Die Erfolgsraten sind sehr gut!

„Nach drei bis sechs Monaten zeigt eine Röntgenkontrolle, ob die Wurzelbehandlung erfolgreich war“, erklärt Prof. Dr. Dietmar Oesterreich, Vizepräsident der Bundeszahnärztekammer. „Die Erfolgsrate liegt bei über 90 Prozent, wenn die Pulpa zwar entzündet, aber noch keine umfangreichen Knochenreaktionen vorhanden waren. Bei einer abgestorbenen Pulpa mit Entzündung des Knochens wird immer noch eine Quote von über 80 Prozent erreicht.“ Gelingt die erste Wurzelbehandlung nicht, lohnt sich eine Wiederholung. Diese ist in 60 bis 90 Prozent der Fälle erfolgreich. Manchmal ist es aber auch nötig, mit einer sogenannten Wurzelspitzenresektion die Wurzelspitze operativ freizulegen und das entzündete Gewebe zu entfernen. Musste man früher hierzu viel Knochen wegnehmen, lässt sich der Eingriff heute dank moderner Vergrößerungshilfen und spezieller Techniken und Instrumente feiner und exakter durchführen. Zudem kommt die Wurzelspitzenresektion inzwischen deutlich seltener zum Einsatz, da die Ausheilungsraten der Wurzelbehandlung sehr gut sind.

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